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P. Schneider-Rabel, Collage, 1997

André Schinkel


rattenkönig

greueltaten abgesägt benagte köpfe
rubikoner Wasserleichen fluch & leid
der wildgewordenen sumerer
im grabesschacht im finstren grabe
ein faules nest hornissenschwärme

in hinter-grund vom volk verdrängt
enthauptet man den rattenkönig

blutgemauert klagewälle saurer aufstoß
der geborstne buddha schweinkotelett
& grübelsülze laufen hetzen
rennen wenn das tor des lagers auf
springt & sich geruch verbreitet

die peiniger denen noch die bäuche
wackeln warten gradenwegs auf euch


II (der rote altar)

stock-fleckig dein leib
  von den schultern gesäumt
    deines wilden geschlechts
      von den trauerflammen geträumter

wenn ich in deinen mulden
  verweile reibt sich dein fleisch
    gegen den strich und geht mir
      ein jucken wie feil von rauher entlastung

im hört deiner haare schläfst du
  und atmest den sog meiner reste
    und manchmal hasse ich das verfettete
      fleisch meines körpers dafür -



häresiarch

diarrhoischer aufriß erwischt beim pinkeln
beim wichsen nackt im bad & auf dem läufer
prozeßakt zwei verzeiht mir brüder franz
johannes

das herz ein starker muskel
es reißt alles mit

dann hepatitis pest & strahlenfäule
verheerend lanzenleuchten die armeen
im aufmarsch vermehrt euch über mutter
tochter denkt dolcino

nie aber
würgt die priester

dank dir umberto
berengar



langsames betrinken

philister des blutes
l'art pour l'art
in den getränkten flammen

schleichend Irrsinn in der enge
berserker des ostens
in gräberhechelnder erleuchtung

delir aus licht & trauer
bin ich mauerlaufend & aus mir dem darrenden gedärme
spritzt der ungebrochene Wahnsinn



sprachloses sonett. oktober

die schwärende langmut des holzes
von Wörtern zerschossen abgerutscht
von den rostigen zangen steinbrechender
hände frigid vor der nacktheit der bäume
gefällt und gespalten in garben
gebunden getrocknet wie mais oder
verschlungen von geifernden vögeln
Wattebäuschen voll wispernder lauge
npvember und deine zitternde
schambemusklung setzt frostigen staub an
aber zuckt noch in aufwallender gare
allein die sätze füllen sich nicht wenn
in der kälte die worte gefrieren
und das schreiende petroleum der lampen versiegt

 
© A. Schinkel 1994,
aus "durch ödland nachts", Janos Stekovics Verlag, Halle – Zürich




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