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Tänzerin, P. Schneider-Rabel 1998

André Schinkel


gedicht für horst janssen, 1990

ein fels ein schnaps unterm leib
die platte von feinem staub befreit
ziellos spritzen die gedanken
schenkel in rahmen geflochten
gegen die sonne: pornographieren:
spermlos lüstern - kreise & bögen
durch punkte ersetzt & striche
ausgelegt zu reisig darüber ein deckbett
überm kopf der frans' der stroh'nen
läufer körper in die ecken gewebt
deines kankernateliers -
schön-schön sich zeit zu nehmen
für den gespreizten wanst einer lust
den albernen Verschluß der flasche

kein typ der später fragt
nach deiner wut aufs netz dich
haltend an der welt

in jahren die säfte zu stift gebannt
verhökern die füchse



onan. die schwärze. Prätext. fragment

nachts jagst du
die geteerten schafe
straße grasend
übers feld europa

voraus wirfst du
den kargen samen
schabst den rauhen after
an den bäumen

sieben jahre
die dir warten
mischst du
in den schmerzlaut

vom verbrauchen
stemmst du dich
verschluckt zu werden
dagegen

einmal nur
den punkt
bestimmen:
dich zu lösen



meeressehnsucht

bin gelaufen ... ach jede musik
war mir zuwider jedes verkrampfte
geräusch in den herzen des abends
wenn die mütter zerbrachen über
den bildern der söhne vergilbten
und mit zornesrotem geschrei die tage
verweinten. dithyramben röhrichte verse
weinte auch ich ein sohn doch an den
Strängen des vaters - nachts
im wächsernen schankhaus die züge
entspannt auf dem laken weinte ich
schmerz wald angst und umnachtung

nun - den nachvordern nicht folgend
entschlafe im ruf in steinernen meeren
ich Sehnsucht in den gefurchten fellen
und verharre den witternden morgen

es lohnt sich nämlich der abend
erst ... für eine spärliche freude
und in den nächten betrinken sie sich
meine gefährten wenn ich in den stränden
aufliege: geschultert der süßen verstockung



trolle und meteore

nachts die gesichter im fleisch
beruhigt zum mittag

wenn der regen das land streift
treiben die nachtblumen aus
und in den hälsen wachsen
den bäumen erstmals verderbliche knospen

in den sümpfen sind die vögel verzweifelt
singen die ammern springt der ortolan
und fischt im seim nach racken und eulen

wenn unter der krume die gänge
aufbrechen in den kanälen ein
beschnittenes fließ tobt will ich
gegen den norden angehn und will
die nüstern der kometen aufschlagen

denn mit dem bluten der meteore
trocknet die schmach benetzen das eis
das rind und die trolle sich mit dörre

daß uns ein lächeln bleibt von den
torfen daß wir uns schaurig alpträumen

am morgen die herzen endlich beruhigt im fleisch



animateure

gelassen im tag
sind sie besorgt
daß unsre wege
abschweifen. so

haben sie uns
gebunden mit den
blumen ihrer an
schweifigen rede

und mit den jahren
lagern sie ihren
wein ab der duftet

und mit den augen
ihrer frauen endlich
sind wir geschlagen



Die Sprünge II

es sind Sprünge in uns, kleine zerflackerte Risse,
noch ehe ein Dunkel eintritt, sie zu bedecken.

winzige Äderungen vorerst, schwach wie gemasertes
Holz, und wie auf den Scherben nicht echt.

manchmal zerbricht einer von uns, und hastige
Schritte zerkauen die Brocken zu Schlamm:

damit die Erdsprünge bedeckt sind.


 


©  A. Schinkel,
aus "Hallesche Autorenhefte" Nr. 26., 2000




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